Ulme
- Rüster
Ulme - Bezeichnung und Verbreitung
- Kurzzeichen DIN EN 13556
- ULAM
- Botanische Bezeichnung
- Ulmus spp., Familie Ulmaceae
- Verbreitung
- Nordamerika, Europa, Kleinasien, Japan, Korea, China
Ulme - Beschreibung und Merkmale
Kurzbeschreibung
Die derzeit anerkannten 41 Arten der Gattung Ulmus sind ausschließlich in der nördlichen Hemisphäre verbreitet, die weitaus überwiegende Anzahl (27) in Ostasien (östliches Russland, China, Korea, Japan, davon 21 endemisch in China). In Nordamerika sind es 9, in Europa 5 Arten. Strukturbild und technische Eigenschaften der Hölzer weichen wegen des ähnlichen Aufbaus nur wenig voneinander ab, sodass keine sichere Unterscheidung der Arten möglich ist. Die Holzfarbe ist jedoch artabhängig variabel und erhält dadurch bei der Aushaltung einzelner Sortimente eine besondere Bedeutung. Im deutschen Sprachgebrauch wird das Holz der Ulmen meist als ‘Rüster’, im Englischen als ‘elm’, im Französischen als ‘orme’, im Spanischen als ‘olmo’, in China ‘ als ‘yu shu’ bezeichnet. Rüster europäischer Herkünfte ist seit geraumer Zeit nur sehr begrenzt verfügbar. Seit den 1920er Jahren wird bei Ulmen ein weit verbreitetes Absterben der Bäume registriert. Ursache für dieses sog. Ulmensterben
ist eine von Pilzen ausgelöste Krankheit, die von dem Ulmensplintkäfer übertragen wird. Das heute in Europa vermarktete Ulmenholz kommt fast ausschließlich aus China, überwiegend in Form von Fertigprodukten (Kleinmöbel, Spielwaren, etc.). Um welche Arten es sich handelt, deren Holz in China verarbeitet wird, lässt sich nicht nachvollziehen. Einige wichtige Ulmenarten sind im Folgenden aufgeführt, wobei heute die europäischen Arten kaum und die amerikanischen nur eingeschränkt aus Holzlieferanten infrage kommen.
- Ulmus americana (Nordamerika – Kanadische Ulme, american elm, soft elm, water elm, white elm). Kurzzeichen nach DIN EN 13556: ULAM
- Ulmus minor (Europa – Feldulme, Feldrüster, Rotrüster). Kurzzeichen nach DIN EN 13556: ULCP
- Ulmus glabra (Europa, Kleinasien – Bergulme, Bergrüster, Haselulme). Kurzzeichen nach DIN EN 13556: ULGL
- Ulmus laevis (Mittel-, Ost- und Südosteuropa – Flatterulme, Weißrüster, Bastrüster). Kurzzeichen nach DIN EN 13556: keines
- Ulmus rubra (Nordamerika – grey elm, red elm, soft elm). Kurzzeichen nach DIN EN 13556: ULRB
- Ulmus thomasii (Nordamerika – Felsenulme, rock elm, cork elm). Kurzzeichen nach DIN EN 13556: ULTM
- Ulmus davidiana, U. laciniata, U. pumila (Ostasien: Ostsibirien, China, Korea, Japan). Kurzzeichen nach DIN EN 13556: keines
Farbe und Struktur
Splint hellfarbig (gelblich bis hell graubraun), meist deutlich vom Kernholz abgesetzt; je nach Art schmal bis breit, im Einzelfall bis zu zwei Drittel des Stammquerschnitts einnehmend. Kernholz von hellbraun (U. thomasii) über mittelbraun (bei den meisten Arten) bis dunkel rotbraun (U. rubra), unter Lichteinfluss nachdunkelnd. Alle Ulmen bilden ein mehr oder weniger deutlich ringporiges Holz mit groben, meist mehrreihigen, selten einreihigen Frühholz-Porenringen; Spätholzporen fein und in meist welligen Bändern, die auf Tangentialflächen zwischen den markanten Frühholzfladern eine feine und gezackte Zwischenfladerung ergeben, wodurch ein besonders lebhaftes Holzbild entsteht. Radial dagegen sind nur die Frühholz-Porenringe deutlich abgesetzt und bestimmen mit den dunklen Holzstrahlen (bis zu 1 mm hohe Spiegel) das Holzbild. Holz oft mit einem unangenehmen Geruch.
Gesamtcharakter
Durch Früh- und Spätholz-Porenringe in allen Schnittrichtungen auffällig strukturierte, dekorative Hölzer mit meist breitem Splint und variabler Kernfärbung.
Bearbeitbarkeit
Ulmen liefern mäßig schwere Hölzer mit entsprechend guten Eigenschaften. In Abhängigkeit von botanischer Art und Wuchsbedingungen können die Eigenschaften wie bei allen ringporigen Hölzern stark schwanken. Das Holz ist von relativ grober Struktur, schwer spaltbar und außerordentlich zäh; gedämpft ist es sehr gut zu biegen. Es ist bei einigermaßen geradem Faserverlauf mit allen üblichen Hand- und Maschinen-Werkzeugen gut zu bearbeiten und lässt sich auch problemlos messern und schälen. Bei starken Faserabweichungen können beim Sägen, Hobeln, Fräsen, Drechseln und Schleifen filzige
Oberflächen entstehen. Das Holz ist gut zu nageln, schrauben und mit üblichen Leimen zu verkleben, die Passgenauigkeit sowie Haltbarkeit von Holzverbindungen ist von guter Qualität. Für die Innenanwendung können alle Arten der Oberflächenbehandlung eingesetzt werden, z. B. Beizen, farblose oder pigmentierte Lasuren, Klar- und Farbwachse, naturbelassene Öle sowie transparente und deckende Lacke.
Natürliche Dauerhaftigkeit (DIN-EN 350-2)
Die Resistenz des ungeschützten Kernholzes gegen Pilze und Insekten ist bei den meisten Arten mäßig (Dauerhaftigkeitsklasse 4 nach DIN EN 350), direkter Erdkontakt sollte vermieden werden. Unter Wasser und im Erdboden gilt das Kernholz als sehr dauerhaft, so dass es für Tief- und Wasserbauten verwendet werden kann.
Verwendungsbereiche
Wegen seiner ansprechenden Farbe und dekorativen Maserung wird Rüster in erster Linie als Furnier im Ausstattungssektor für Möbelflächen, Vertäfelungen, Paneele, Türblätter, Schichtparkett u. a. eingesetzt; als Vollholz für Möbel, Biegeformteile, Treppen, Stab- und Mosaikparkett, Drechselarbeiten (Möbelteile, Marketerie), Spielwaren, Sportgeräte sowie für Haushaltsgegenstände aller Art.
Austauschhölzer
Rüster ist in der Innenverwendung eine attraktive Alternative für häufig verwendete Ausstattungshölzer wie Eiche (Merkblatt 63), Esche (Merkblatt 88), Sen (Merkblatt 98) und andere, wenn auch nur in begrenztem Maß aufgrund der geringen Verfügbarkeit (siehe Anmerkungen). Andererseits stehen aus gleicher Familie mit dem ostasiatischen Keyaki
(Zelkova spp.) und dem Zürgelbaum oder Hackberry
(Celtis spp.) aus dem östlichen Nordamerika zwei in Holzbild und -eigenschaften ähnliche Hölzer zur Verfügung, die im Austausch für Rüster sehr gut eingesetzt werden können.
Anmerkungen
Rüster europäischer Herkünfte ist seit geraumer Zeit nur begrenzt verfügbar. Seit den 20er Jahren wird bei Ulmen ein weit verbreitetes Absterben der Bäume registriert, das vermutlich in den Niederlanden seinen Ausgang nahm und sich von dort nach Westen (Nordamerika) wie Osten (Asien) ausbreitete. Ursache für dieses sogenannte Ulmensterben
ist eine von Pilzen ausgelöste Krankheit, die von einem Käfer (Ulmensplintkäfer) verbreitet wird. Jahrzehntelange, intensive Forschungsarbeiten in den Niederlanden, USA und Rußland haben mittlerweile sowohl bei der Bekämpfung der Krankheitserreger bzw -überträger als auch bei der Erkennung bzw. Einkreuzung resistenter Sorten einige Fortschritte erzielt. In Verbindung mit begleitenden forstlichen Maßnahmen besteht Anlaß zu verhaltenem Optimismus, dass das Ulmensterben verlangsamt und somit das hochgeschätzte Holz der Holzwirtschaft bzw. dem Handwerk sowie der holzverarbeitenden Industrie weiterhin zur Verfügung gestellt werden kann.
Zugfestigkeit u12-15 (N/mm²): 65—72—80
Scherfestigkeit u12-15 (N/mm²): 7—11
Ulme - Technische Eigenschaften
- Gewicht frisch
- 730—850—1 180 kg/m³
- Rohdichte lufttrocken (12-15% u)
- 0,55—0,65—0,70 g/cm³
- Druckfestigkeit u12-15
- 45—65 N/mm²
- Biegefestigkeit u12-15
- 72—81—110 N/mm²
- Elastizitätsmodul (Biegung) u12-15
- (6 000—)11 000—16 000 N/mm²
- Härte (JANKA) ⊥, umgerechnet
- 6,4—9,6 kN
- Härte (BRINELL) ⊥ zur Faser u12-15
- 27—37 N/mm²
- Differentielles Schwindmass (radial)
- 0,17—0,20 %
- Differentielles Schwindmass (tangential)
- 0,27—0,29 %
- pH-Wert
- ca. 6,4 (schwach sauer)
- Natürliche Dauerhaftigkeit (DIN-EN 350-2)
- Klasse 4
Literatur
ANON. (1940): Holzeigenschaftstafel Rüster. Holz als Roh- und Werkstoff, 3, (12), 443–444
ANON. (1972): Handbook of Hardwoods. Building Research Establishment, Princes Risborough Laboratory. HMSO, London
CHEN, YS., R. C. SCHLESINGER (1973): Elm, an American wood. USDA Forest Service, Merkblatt FS-233
DAHMS, K. G. (1991): Nordamerikanische Exporthölzer. DRW-Verlag Stuttgart
GIBBS, J. N., D.A. BURDEKIN, C. M. BRASIER (1977): Dutch Elm Disease. For. Comm. Record 115, HMSO, London
GOTTWALD, H. (1958): Handelshölzer. F. Holzmann Verlag Hamburg
SINGH, T. (1987): Wood density variation in thirteen Canadian species. Wood and Fibre Science 19(4),362-369.
WAGENFÜHR, R., C. SCHEIBER (1985): Holzatlas. VEB Fachbuchverlag Leipzig.
Sell, J. (1989): Eigenschaften und Kenngrößen von Holzarten. Lignum, Baufachverlag AG Zürich
Kucera, L. & B. Gfeller (1994): Einheimische und fremdländische Nutzhölzer. Eigenverlag, Zürich und Biel
Großer, D. & W. Teetz (1998): Blatt No.11: Rüster (Ulme). Informationsdienst Holz, Einheimische Nutzhölzer (Loseblatt-Sammlung). CMA, Bonn; Absatzförderungsfonds der deutschen Forstwirtschaft
Forest Products Laboratory, Madison-WI, USA (Link)