Kurzbeschreibung
Rattangewächse gehören zu den Palmen, deren verholztes Gewebe sich grundsätzlich von Nadel- und Laubhölzern unterscheidet. Unter den überwiegend baumförmigen Palmen, wie z. B. Kokospalme und Schwarzen Palmen, stellen Rattanpalmen als schlanke, stachelige Kletterpflanzen von geringen Durchmessern eine große Ausnahme dar. Nur etwa 20 bis 30 der etwa 600 überwiegend in Südostasien, seltener in Afrika verbreiteten Rattanarten werden wirtschaftlich genutzt. Lokal wird die ganze Pflanze (Stämme, Blätter, Früchte) in vielfältiger Form verwendet, z. B. für Haus- und Dachkonstruktionen sowie Artikel des täglichen Bedarfs. Von größter Bedeutung ist die Möbelfertigung, die in Europa eine über 100- jährige Tradition besitzt. Der Handel mit Rattanmöbeln trägt immer noch wesentlich zu den Exporterlösen der wichtigsten Erzeugerländer von Rohmaterial und/oder Fertigprodukten bei (China, Indonesien, Laos, Malaysia, Philippinen, Taiwan, Thailand, Vietnam).
Rattanpalmen können Längen von über 100 m erreichen und gehören damit zu den längsten Landpflanzen der Erde. Die mittleren Durchmesser reichen von unter 5 bis etwa 40 mm, max. 80 mm. An den Blattscheiden entwickeln sich wie bei Bambus umlaufende Verdickungen, die Nodien; die zwischen den Nodien liegenden Segmente werden als Internodien bezeichnet.
Farbe und Struktur
Rattan besteht nur aus Splint und verkernt nicht; Strukturen wie Zuwachszonen oder Äste werden nicht gebildet. Der äußere Bereich des Querschnitts ist geringfügig dunkler als der Innere, was auf die unterschiedlich kompakte Anordnung von zerstreut verteilten Zellsträngen (Leitbündel) zurückzuführen ist, deren Zahl von außen (dunkler) nach innen (heller) abnimmt. Die Leitbündel sind in ein hellfarbiges Grundgewebe eingebettet. Den äußeren Abschluss bildet eine sehr dünne Haut (Epidermis) von hellgelber bis hellbrauner, selten rötlich-brauner Farbe, der bei den meisten Arten eine harte Zellschicht mit Silikateinlagerungen (SiO2), bei einigen eine Wachsschicht aufgelagert ist.
Gesamtcharakter
Dünne und biegsame, durch Nodien in regelmäßigen Abständen markierte Stängel mit einer hellen, meist glänzenden Außenhaut; die Stängel sind vollholzig im Gegensatz zu den ähnlichen aber hohlen Bambusrohren und von meist kreisförmigen Querschnitt mit weichem Kern, umgeben von einem dichten, festen Mantel.
Trocknung
Die bislang übliche Freilufttrocknung verläuft ähnlich wie bei Laubhölzern vergleichbarer Dichte und führt meist zu einem leichten Nachdunkeln der Oberfläche. Naturbelassene Stangen werden vor dem Aufstellen zur Trocknung in einem heißen Ölbad gelagert. Dadurch werden Wassergehalt und Trockungsdauer reduziert sowie eine hellere und gleichmäßigere Oberfläche erzielt.
Natürliche Dauerhaftigkeit (DIN-EN 350-2)
Die Dauerhaftigkeit gegen holzverfärbende und -zerstörende Organismen ist gering, was häufig zu einer Wertminderung führt. Einen gewissen Schutz gegen Witterungseinflüsse bietet bei naturbelassenen Stangen die SiO2- bzw. wachshaltige Außenhaut. Geschältes Material dagegen ist sehr anfällig und sollte nur in geschützten Innenräumen eingesetzt werden. Rattan enthält Gerbstoffe und wird in Verbindung mit Feuchtigkeit durch eisenhaltige Metalle dunkel gefärbt. Alle konstruktiven Verbindungen für qualitativ hochwertige Möbel werden deshalb überwiegend mit Zapfen, Wicklungen oder durch Verklebung hergestellt.