Bauen mit Buche, Eiche & Co.
Als DAS Bauholz in Deutschland gilt derzeit noch das Fichtenholz. Da die Fichte jedoch zunehmend unter dem Klimawandel leidet und die Forstleute ihre Wälder entsprechend zu klimastabileren Mischwäldern mit höherem Laubholzanteil umbauen, sollte in Konsequenz auch mehr mit Laubholz gebaut werden. Neue Holzarten, Verarbeitungsverfahren und technische Entwicklungen werden derzeit untersucht, um die Nutzung von Laubholz als Bauholz zu fördern.
Nahezu 100 Prozent des Bauholzes in Deutschland besteht derzeit aus Nadelholz. Das hat seine guten Gründe: Zum einen ist der Ertrag der regelmäßig und gerade gewachsenen Nadelholzstämme im Vergleich zu Laubhölzern deutlich höher. Zum anderen variieren Holzarten wie Fichte und Kiefer hinsichtlich Qualität, Rohdichte und Aussehen weniger als Buchen– oder Eichenholz. Letztere sind als statisch zu verwendende Bauprodukte schwieriger für genormte Bauprodukte zu vereinheitlichen.
Dennoch ist abzusehen, dass Laubhölzer im Bauwesen eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen werden. Auf Grund der Dürrejahre 2018 bis 2020 sind Fichtenbestände in Mitteleuropa großflächig abgestorben. Zuvor war sie mit 32 Prozent der häufigste Nadelbaum in deutschen Wäldern. Nicht viel besser steht es um die Kiefer, die als zweithäufigste Konifere Deutschlands besonders unter den ausgetrockneten Böden leidet. Mit dem Klimawandel stellt sich also die Frage, wie sich Laubholzarten wie Buche oder Eiche vermehrt in baukonstruktive Anwendung bringen lassen.
Vollholz und Brettschichtholz als tragende Bauteile
Bereits in den 1960er-Jahren untersuchten Wissenschaftler der Materialprüfungsanstalt Stuttgart die Machbarkeit von geleimten, konstruktiven Trägern aus Buchenholz. Etwa 20 Jahre später vertiefte die ETH Zürich dieses Thema und entwickelte ein Dachtragwerk aus verleimter Buche, das heute im Seepark des schweizerischen Arbon zu sehen ist. Auch die Holzforschung München beteiligte sich an der Entwicklung hochbelastbarer Bauteile aus Buchen-Brettschichtholz.
Doch erst die Extremwetterphänomene um und nach der Jahrtausendwende führten in Mitteleuropa zu einem verstärkten Waldumbau mit dem Ziel, robuste Mischwälder mit einem höherem Laubholzanteil zu schaffen – und damit zu der Erkenntnis, dass Laubhölzer konsequenter im Bauwesen zu nutzen seien. Wie schwierig Laubhölzer hinsichtlich ihrer statischen Eigenschaften jedoch sind, zeigt die Tatsache, dass es erst wenige zugelassene Bauprodukte aus Laubholz gibt.
Parallel dazu erhöhten die Holzforschungsinstitute ihre Bemühungen um verleimte Produkte, allen voran Brettschichtholz (BSH), da dieser Vorgang eine Festigkeitssortierung der einzelnen Bretter und damit eine sichere Bestimmung der statischen Eigenschaften zulässt. In der Folge kam in Deutschland 2009 Brettschichtholz aus Buche auf den Markt sowie ein BSH-Buchen-Hybridträger, der neben hochfesten Decklamellen aus Buche im Kern aus Fichtenlamellen besteht. 2012 und 2013 folgten BSH aus Eiche und Edelkastanie, die in Nordspanien entwickelt wurden, zudem 2015 Birken-BSH als Produkt österreichischer Forschungsbemühungen.
Buchen-Furnierschichtholz kann Stahl ersetzen
BSH-Träger aus Buche weisen höhere Festigkeiten auf als vergleichbare Träger aus Fichtenholz gleicher Dimension. Ein für die Statik charakteristischer Wert ist die Biegefestigkeit, die in N/mm2 angegeben wird. Für Buchen-BSH streut dieser Wert von 28 bis 48 N/mm2 und ist damit deutlich höher als die Biegefestigkeit von Fichten-BSH (24 bis 32 N/mm2). Umso erstaunlicher ist es, dass sich diese Festigkeitswerte nochmals signifikant steigern lassen, wenn die Buche nicht in Bretter, sondern in dünnere Furniere geschnitten wird, bevor diese wieder verleimt werden. Das dabei entstehende Buchen-Furnierschichtholz (LVL) ist nahezu dreimal so biegefest wie ein BSH-Fichtenträger gleicher Dimension und erreicht Werte von 70 bis 75 N/mm2.
Damit ist Buchen-Furnierschichtholz besonders interessant für Bauvorhaben, die schlanke und ästhetische Tragkonstruktionen erfordern und trotzdem wirtschaftlich sein sollen. Auf Grund dieser Vorzüge ist Buchen-Furnierschichtholz bereits in vielen Bauprojekten zu finden, vor allem in Tragwerken von Gewerbehallen, aber auch innerhalb des mehrgeschossigen Wohnungsbaues.
Als Beispiel sei die 2019 errichtete Produktionshalle des SWG Schraubenwerks Gaisbach in Waldenburg genannt (s. Foto oben). Für die geplante Abmessung von 97 x 114 Metern, die aus Gründen der Produktionsflexibilität weitgehend stützenfrei sein sollte, fiel die Wahl auf ein Buchen-Furnierschichtholz, das in diesem Fall auf Grund seines hohen Tragverhaltens eine vergleichbare Stahlkonstruktion substituieren konnte.
Noch sind Bauteile aus Laubholz ein Nischenprodukt, doch werden sich die Fachleute in der Holzverarbeitung und in der Bauplanung verstärkt umstellen müssen – der Klimawandel und die Verknappung des Nadelholzangebots werden keine andere Wahl lassen.
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