Austauschhölzer
Gattung Buxus: Nachdem die besseren Dimensionen und Qualitäten in den wichtigsten Lieferregionen (Kaukasus, Kleinasien, Iran) erschöpft waren, ging das gehandelte Volumen des seltenen und teuren Holzes stark zurück. Es begann die bis heute anhaltende intensive Suche nach Austauschhölzern. Entsprechend den sehr spezifischen Eigenschaften und Verwendungen von Buchsbaum waren die Ansprüche außerordentlich hoch und die Zahl der vom Markt als gleichwertig akzeptierten Austauschhölzer gering. Zunächst wurden botanisch nahverwandte Hölzer aus der Gattung Buxus eingesetzt. Namen wie Balearischer
Buchsbaum (Buxus balearica), Indischer
Buchsbaum (Buxus papillosa, B. wallichiana), Chinesischer
Buchsbaum (Buxus harlandii, B. sinica), Japanischer
Buchsbaum (Buxus microphylla var. japonica) und Afrikanischer
Buchsbaum (Buxus macowanii, B. natalensis) werden in älterer Literatur aufgeführt. Diese Hölzer sind dem Europäischen Buchsbaum in Abmessungen und Eigenschaften sehr ähnlich, bei nur geringfügigen Abweichungen in Farbe und Textur. Wegen der geringen Verfügbarkeit und des lokalen Bedarfs gibt es jedoch keinen nennenswerten Import dieser Hölzer mehr.
Andere Gattungen:
Knysna Buchs (Gonioma kamassi, Apocynaceae); Südafrika, Kap-Provinz
Weitere Handelsnamen: Knysna, kamassi, kamassi boxwood, kamassi hout (GB, ZM)
Rohdichte: 0,85–0,92 g/cm3; Farbe variabel, von dunkel bis grünlich oder rötlich gelb, teils mit deutlichen Zuwachszonen; sehr feinporig, geradfaserig und von gleichmäßiger Textur; Stehvermögen befriedigend, langsam aber ohne große Verluste zu trocknen; sehr gut zu bearbeiten, vor allem für feinste technische Schnitz- und Drechselarbeiten gut geeignet; Inhaltsstoffe (Alkaloide) können bei der Verarbeitung Reizungen der Augen- und Nasenschleimhäute verursachen, Spannrückigkeit und unregelmäßige, dunkle Kernfärbung die Ausnutzung mindern. Knysna Buchs ist ein technisch gleichwertiger Ersatz für Buchsbaum in den meisten Anwendungen mit Ausnahme von Druckstöcken. Exporte erreichten ihren Höhepunkt in den 1920-er Jahren vornehmlich nach England, Frankreich und Deutschland. Heute sind die Vorräte nahezu erschöpft und ein Export findet nicht mehr statt.
Siam Buchs (Gardenia latifolia, Gardenia spp., Rubiaceae); Indien und Sri Lanka, Indochina
Weitere Handelsnamen: Mai pooth, mai put (TH); Himalaya box, Indian box, Ceylon box, Siamese box (GB)
Rohdichte: 0,80–0,90 g/cm3; Farbe durchgehend weißlich (nicht gelb) bis sehr hellbraun; Faserverlauf meist gerade, selten unregelmäßig; Zuwachszonen nur schwach durch dunklere Spätholzbänder markiert. Holz schwer, von feiner und gleichmäßiger Textur, gut zu bearbeiten, sehr feuchteempfindlich. Siam Buchs wurde etwa ab 1910 in geringen Mengen von Thailand nach Japan exportiert. Es galt als preiswerter, qualitativ minderwertiger Ersatz für spanischen Buchsbaum. In Europa wurde Siam Buchs nur sporadisch für weniger anspruchsvolle Anwendungen verarbeitet, ein Export findet nicht mehr statt.
Maracaibo Buchs (Casearia praecox, syn. Gossypiospermum praecox, Salicaceae); nördliches Südamerika, Karibik
Weitere Handelsnamen: Maracaibo box, Venezuelan boxwood (GB); buis d’Amerique (FR); zapatero, z. de Maracaibo, limoncillo, naranjillo, manzanito (VE); agracejo, agüedita, jía (CU, PR)
Rohdichte: 0,80–0,92 g/cm3; Farbe hell gelblich bis elfenbein, zu hellbraun nachdunkelnd. Zuwachszonen meist nur schwach markiert; Faserverlauf gerade bis seltener wechseldrehwüchsig; von feiner, homogener Textur; trotz mittlerer Schwindmaße während der Trocknung stärker zu Rissbildung und Splittern neigend; sehr gut zu bearbeiten, mit entsprechenden Techniken gut einfärbbar (schwärzen
). Maracaibo Buchs hat sich allgemein als vollwertiger Ersatz für Buchsbaum erwiesen. Lediglich für Druckstöcke und feinste Schnitzereien ist das etwas gröber strukturierte Holz weniger gut geeignet. Von Vorteil sind die erheblich bessere Stammform und größere Dimensionen von bis zu 3,5 m nutzbarer Schaftlänge bei Durchmessern bis zu 50 cm. Nennenswerte Exporte begannen um 1860 und setzen sich gelegentlich in kleinen Mengen bis heute fort. Maracaibo Buchs dient derzeit fast ausschließlich für die Herstellung von Buchsbaum
-Blockflöten.
San Domingo Buchs (Phyllostylon brasiliensis, P. rhamnoides, Ulmaceae); Karibik und Südamerika, südlich bis Argentinien
Weitere Handelsnamen: San Domingan boxwood, West Indian boxwood (GB,US); baitoa, bois blanc (DM,HT); jatía (CU); cerón (MX); membrillo (VE); pau branco (BR); sabonero (CO); palo lanza, amarillo, ibirá-catú (AR)
Rohdichte: 0,82–0,92 g/cm3; Kernholz gelb bis gelblich-braun, mitunter mit dunklen Streifen, Splint strohfarben bis grauweißlich; Faserverlauf meist gerade, mitunter wellig bis unregelmäßig, Zuwachszonen je nach Wuchsbedingungen schwach bis deutlich markiert; Poren etwas größer als bei Buchsbaum und häufig mit weißen mineralischen Inhalten (Kalziumkarbonat) gefüllt, Holzstrahlen stockwerkartig angeordnet; Holz mäßig schwindend, hart und von etwas gröberer aber gleichmäßiger Textur. Als Austausch für Buchsbaum meist nur in technischen Anwendungen eingesetzt. Die Dimensionen sind ähnlich vorteilhaft wie bei Maracaibo Buchs, die Verarbeitung ist jedoch wegen der Kalkeinlagerungen erschwert.
Westindisch Buchs (Aspidosperma parvifolium, syn.: A. vargasii, Apocynaceae). Mittleres und nördliches Südamerika mit Ausnahme des Amazonasbeckens
Weitere Handelsnamen: pau marfim (BR); amarillo boj, naranjillo, limoncillo, yema de huevo (VE); palo amarillo (BO); guariche, quillobordón, q. amarillo (PE); walababadan (SR); currywood, kanirip, shibadan, shiritikan (GY); boxwood of Brazil, Venezuela boxwood, Westindian boxwood (US)
Rohdichte: (0,72–)0,83–0,90 g/cm3; Farbe variabel von blass gelblich bis grünlich, zu bräunlich gelb nachdunkelnd; Faserverlauf deutlich wechseldrehwüchsig. Zuwachszonen meist noch erkennbar; Holz hart und schwer, von sehr feiner und gleichmäßiger Textur, mäßig schwindend und sehr gut zu bearbeiten. Historischen Quellen zufolge war dieses Holz das erste der aus dem nördlichen Südamerika nach Europa und USA exportierten Alternativen für Buchsbaum. Bereits Ende der 1920-er Jahre waren die leicht zugänglichen Vorräte in Küstennähe erschöpft und Maracaibo Buchs (siehe oben) übernahm die führende Marktstellung. Begrenzte Mengen werden aus Peru, Brasilien und Surinam importiert. Der Name Westindisch Buchs
ist eigentlich eine irreführende Bezeichnung, denn der Baum kommt auf den Westindischen Inseln nicht vor.
Castelo (Calycophyllum multiflorum, Rubiaceae); südliches Südamerika: Brasilien (Mato Grosso), Bolivien, Argentinien, Paraguay
Weitere Handelsnamen: palo blanco (PY, AR); ibirá-morotí (AR); verdolaga (BO); pau branco, p. mulato (BR)
Rohdichte: 0,77–0,90 g/cm3; Farbe weißlich-grau bis hellgraubraun (nicht gelb); die gut dimensionierten Bäume (bis 25 m hoch, Durchmesser 35–70 cm) bilden im Alter häufig einen olivbraunen Farbkern unterschiedlicher Durchmesser, der jedoch beim Zuschnitt aussortiert wird, sodass nur gleichmäßig helle Ware in den Export gelangt. Zuwachszonen kaum wahrnehmbar; Faserverlauf meist gerade, selten wechseldrehwüchsig; Holz von sehr feiner, gleichmäßiger Textur, schlicht; mäßig schwindend, langsam aber ohne größere Fehler trocknend; gut zu bearbeiten, besonders zu hobeln, bohren, drechseln, beizen und polieren; sehr empfindlich gegen Feuchte und Pilzbefall. Castelo ist das jüngste und auch das einzige unter den Buchsbaum
-Austauschhölzern, das derzeit regelmäßig importiert wird. Anwendung findet es vornehmlich in der Klaviermanufaktur (für mechanisch stark beanspruchte Teile) und für Blockflöten, wo es das am häufigsten verarbeitete unter den sog. Buchsbaum
-Hölzern ist. In den Ursprungsländern wird es bevorzugt für Sportartikel, Werkzeugstiele, Parkett, Möbel sowie für Zeichengeräte und Drechselarbeiten verwendet.